Menschlicher Glücksbringer setzt auf gegenseitigen Respekt

Obwohl die denkmalgeschützte Mühle Bohle in Wersen unbeheizt ist und es dort für Schornsteinfegermeister Peter Foppe beruflich nichts zu tun gibt, ist er doch von ihrer Technik und ihrer Geschichte fasziniert. Foto: Ulrike Havermeyer
Obwohl die denkmalgeschützte Mühle Bohle in Wersen unbeheizt ist und es dort für Schornsteinfegermeister Peter Foppe beruflich nichts zu tun gibt, ist er doch von ihrer Technik und ihrer Geschichte fasziniert. Foto: Ulrike Havermeyer

Eigentlich könnte Peter Foppe auch aus Schokolade sein. Und als Glücksbringer zwischen goldenen Hufeisen und Kleeblatt kauenden Marzipanschweinen im Supermarktregal stehen: So freundlich und zufrieden, wie der Schornsteinfegermeister aus Merzen ins neue Jahr blickt, wirkt sein Optimismus geradezu ansteckend.

Statt in der Süßwarenabteilung hält sich der 48-Jährige jedoch viel lieber an der Mühle Bohle in Wersen auf – und das, obwohl das altehrwürdige Gemäuer unbeheizt ist – und es für ihn dort mithin gar nichts zu fegen gibt. „Aber die Nachbargebäude fallen in meinen Bereich“, erklärt Foppe, der als „bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger“ in den Lotter Ortsteilen Wersen, Halen und Büren sowie in Teilen von Westerkappeln dafür zuständig ist, dass Öfen und Kamine, Heizungen und andere Feuerstätten sauber und sicher sind und bleiben. „Vielleicht genießen wir Schornsteinfeger ja auch deshalb einen Ruf als Glückssymbol“, sagt Foppe, „weil wir uns von je her darum kümmern, dass Wohnhäuser und andere Gebäude angenehm warm und trotzdem ungefährdet sind.“ Dass die Leute auf ihn zu kommen und ihren Zeigefinger – mit einem breiten Lächeln im Gesicht – an seiner rußgeschwärzten Arbeitskleidung reiben, „das kommt jedenfalls nicht nur selten, sondern recht häufig vor“, freut sich der Schornsteinfegermeister: „Sogar die Kinder und Jugendlichen machen das, wenn ich zum Beispiel in Schulen oder Kindergärten zu tun habe.“

Immer wieder interessante Begegnungen

Der Umgang mit Menschen ist denn auch das, was Peter Foppe an seinem Beruf besonders mag: „Hinter jeder Tür, an der ich klingele, wartet ein anderes Gesicht, eine andere Geschichte.“ Vielleicht werde er als Schornsteinfeger ja herzlicher empfangen als andere – „aber ich habe bisher eigentlich durchweg positive Erfahrungen gemacht.“ Wer den Menschen offen und interessiert gegenüber trete, der komme seinem Gesprächspartner häufig auch recht nah. „Und so habe ich während meiner Besuche schon vieles nebenbei erfahren und gelernt – auch über die Mühle Bohle.“ Wie in längst vergangenen Jahrhunderten die Kraft des Wassers genutzt wurde zum Beispiel. „Auf diese Weise entwickeln sich dann spannende Unterhaltungen.“ Oft enden solche Gespräche im Hier und Jetzt: „Zu unserem Beruf gehört ja inzwischen auch die Energieberatung“, erklärt Foppe. „Umweltschutz, Dämmung, Energiesparen – das sind Themen, die jeden bewegen.“

„Miteinander im Gespräch bleiben“

Und was wünscht Peter Foppe sich für das neue Jahr? Der schwarz gekleidete Glücksbringer blickt von der rustikalen Holzbrücke der alten Wasser- und Getreidemühle über die beschauliche Düte, die unter ihm durch das Wehr rauscht. „Gut miteinander im Gespräch zu bleiben, das ist wohl das Wichtigste“, sagt er. Zuhören. Sich auf sein Gegenüber einlassen. Positionen austauschen. Einander respektieren. „Ich bin seit 25 Jahren Schornsteinfeger“, sagt Foppe, „und wenn ich morgens in meinen Kehrbezirk aufbreche, dann tue ich das noch immer mit großer Freude.“ Wie war das – hinter jeder Tür wartet ein anderes Gesicht, eine andere Geschichte. Das Jahr 2015 dürfte also – nicht nur für Schornsteinfeger – spannend bleiben.

(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, 31.12.2014)