Herbstlicher Roadtrip der Treckerfreunde Westerbeck

Kabine hin oder her – was ein echter Oldtimerfreund ist, den halten auch dicke Herbstwolken nicht von der letzten Ausfahrt des Jahres ab. Foto: Ernesto Wiebrock

Ob Hanomag oder Holder, David Brown oder Bautz: Das vielstimmige Wummern der alten Schlepper, die in einer sauberen Reihe auf dem abgeernteten Maisacker in der Bauerschaft Westerbeck dicht nebeneinander stehen, erzählt so manch spannende Traktoren-Biografie.

Unter den 13 Oldtimern, mit denen die Treckerfreunde Westerbeck zu ihrer letzten Ausfahrt in diesem Jahr aufbrechen, sind auch so alte Schätzchen wie der Deuliewag. Gebaut 1940 in Berlin, hat der Traktor die Entwicklung der Landwirtschaft wie kein anderer hier am eigenen Getriebe miterlebt. Doch wie es sich für einen betagten Agrarveteranen gehört, hat er sich längst aus dem aktiven Ackerdienst zurückgezogen und lässt sich von seinem Besitzer Thorsten Klopmeier als Liebhaberstück hegen und pflegen. Schmutzige Reifen gibt es nur noch gelegentlich – auf jeden Fall aber immer dann, wenn wieder ein Treffen mit Gleichgesinnten – auf vier Rädern und auf zwei Beinen – ansteht.

Bunt gemischte Truppe

„So etwa alle vier bis fünf Wochen verabreden wir uns zu einer gemeinsamen Ausfahrt“, erläutert Iris Laumeyer die Leidenschaft der bunt gemischten Truppe. Während ihr Mann Uwe, der sich auf einem imposanten – und, nicht unwichtig im Oktober: beheizten – MB Trac die Übersicht über den Fuhrpark sichert, bereits seit knapp zehn Jahren mittuckert, ist die Westerbecker Landwirtstochter erst seit 2017 dabei. „Vorher war mein Trecker ja noch nicht fertig“, deutet Iris Laumeyer auf ihr schmuckes Fendt Dieselross, Baujahr 1958, inklusive blitzplank poliertem Mähbalken. „Das war der erste Trecker auf unserem Hof“, erzählt sie, „da war es mir wichtig, dass der ordentlich restauriert wird.“ Und getreu dem Motto „Was dem Uwe seine Heizung, ist der Iris ihre lange Unterwäsche“ nimmt sie auch herbstliche Touren mit Humor und weiblichem Pragmatismus. Denn wohlgemerkt: Das Dieselross markiert den Sprung vom Pferd zum Traktor – und wer hat jemals einen Vierbeiner mit Wetterschutz-Verdeck gesehen?

Die gemeinsame Leidenschaft schweißt sie zusammen: Vor rund zehn Jahren haben Gisela und Dieter Klopmeier die Treckerfreunde Westerbeck gegründet. Mittlerweile ist die Gruppe auf 14 Personen angewachsen. Foto: Ernesto Wiebrock

Außer Iris Laumeyer setzt sich auch noch Gisela Klopmeier in der ansonsten männerdominierten Runde regelmäßig hinters Lenkrad ihres Oldtimers. Sie und ihr Mann Dieter haben die Treckerfreunde Westerbeck vor etwa einem Jahrzehnt ins Rollen gebracht. „So nach und nach haben wir uns dann zusammengefunden“, erinnert sich Iris Laumeyer. Der eine habe dem anderen davon erzählt, nette Bekanntschaften seien entstanden – und mittlerweile begeben sich 14 Traktoren-Enthusiasten mit 13 Schleppern und einem Planwagen auf die Pisten rund um Westerbeck. Der älteste Fahrer zählt 70 Lenze, der jüngste gerade mal 20. Die Mitglieder der Truppe kommen außer aus Westerbeck aus Lotte Osterberg, Hasbergen, Halverde und Schale. Die weiteste Ausfahrt in diesem Jahr ging nach Schale zum Kulturlandhaus.

Möglichst auf Nebenstraßen unterwegs

Diesmal nehmen die Oldtimerfreunde Kurs auf die Gaststätte Zum Grünen Jäger auf Hollenbergs Hügel. „Wir versuchen, den übrigen Verkehr so wenig wie möglich zu behindern und fahren möglichst über Nebenstraßen“, erklärt Iris Laumeyer, die zusammen mit ihrem Mann Uwe die Tour geplant hat. Und obwohl ihr der Oktoberwind um die Nase pfeift, legt sich ein Lächeln auf ihr Gesicht: „Solche Ausfahrten mit der ganzen Gruppe, die machen einfach Spaß“, sieht man ihr die Freude an, „die Gemeinschaft, das Erzählen…“ Den Reißverschluss der Jacke schön hochziehen, das Dieselross vorglühen – „Wrummmm!“ – und los geht es, mit 20 Stundenkilometern dem Ziel entgegen.

(Erschienen in: Ibbenbürener Volkszeitung, 24. Oktober 2020)