Natur pur und Pilze satt

Natur pur und Pilze satt: Der Hüggel in Hasbergen ist für Karsten Köpke eine zweite Kinderstube. Auch Tochter Finja gefällt der sonnendurchflutete Wald – zum Pilze sammeln, aber auch zum Spielen. Foto: Ulrike Havermeyer
Der Hüggel in Hasbergen ist für Karsten Köpke eine zweite Kinderstube. Auch Tochter Finja gefällt der sonnendurchflutete Wald – zum Pilze sammeln, aber auch zum Spielen. Foto: Ulrike Havermeyer

Ein rauschendes Blätterdach. Lichtes Unterholz. Hier und da eine sonnenbeschienene Lichtung. Die Kulissen rund um den Hüggel in Hasbergen, auf dem Hagenberg in Lotte und auch im Westerkappelner Schachsel haben es Pilzberater Karsten Köpke angetan.

Aufgewachsen ist der 36-Jährige in der nahe gelegenen Gemeinde Hasbergen. Keinen Pilzwurf vom Fuße des Hüggels entfernt, liegt sein Elternhaus. Karsten Köpke, der seit einigen Jahren in Westerkappeln lebt, weist auf den lauschigen Pfad, der sich dort beschaulich in die Landschaft hinein schlängelt. „Hier habe ich als kleiner Junge gespielt“, sagt er: „Jeden Tag war ich im Wald.“ Nicht nur auf den Wegen, sondern natürlich, wie es sich für einen echten Abenteurer gehört, auch jenseits der festgelegten Wanderrouten.

Abenteurer im Zauberland

Der Wald, je dichter und abwechslungsreicher, umso besser – der ist für Köpke auch heute noch die Bühne seiner Leidenschaft. Ein Zauberland, ein Märchenreich, ein Lieblingsplatz – an dem die Fantasie hinter jedem Busch neue Nahrung findet. „Und was hast du hier früher so gespielt?“, fragt Finja Pilzberatertochter, sechs Jahre jung, und blickt ihren Vater neugierig an. Köpke überlegt und erzählt dann mit einem Schmunzeln im Gesicht: „Na, vieles war wohl vom Räuber Hotzenplotz beeinflusst – der hatte es ja damals auch schon mit Pilzen zu tun: mit Knallpilzen.“

Männer in Unterhemden

Ungefähr zwölf Jahre alt sei er gewesen, berichtet der Neu-Westerkappelner von seinem Weg zum Pilzberater, als sein Vater Gerd ihn und seinen Bruder Thorsten zum ersten Mal mit zum Sammeln in den Hagenberg genommen habe. „Mein Vater hat einige Jahre in Lotte gewohnt und kannte das Gelände ganz genau“, erzählt Köpke. „Er hat uns zu so vielen guten Stellen geführt, dass wir drei am Ende unsere T-Shirts ausgezogen und als Taschen für die Pilze benutzt haben.“ Er schüttelt lachend den Kopf: „Meine Mutter hat sich ziemlich gewundert, als wir im Unterhemd zurückkehrten.“

Riechen, tasten, schmecken

Sein Interesse war geweckt: „Das Grundwissen habe ich mir von meinem Vater angeeignet.“ Doch wer sich in die Gefilde von Pfifferling und Austernseitling, Speisemorchel, Steinpilz und Marone, Champignon und Schwefelkopf vorwagt, tut gut daran, jedwede Verwechslung auszuschließen. Zwar sind Karsten Köpke noch keine Hotzenplotz’schen Knallpilze untergekommen, doch der gefährliche Knollenblätterpilz wächst immer gleich nebenan. Weil Finjas Vater ein vorsichtiger Mensch ist, vertraut er Bestimmungsbüchern nur sehr bedingt. „Viele Merkmale lassen sich nur erkennen, wenn man den Pilz direkt in der Hand hält“, erklärt er, „man muss riechen, tasten, sehr genau hinschauen und manchmal auch schmecken.“ Um sich abzusichern und seine Kenntnisse zu erweitern, hat er daher den Meister selbst, den bundesweit renommierten Pilzexperten Dieter Honstraß, aufgesucht und gleich mehrere Lehrgänge bei ihm absolviert.

Gemeinsam durch den Wald

Seit dem vergangenen Jahr ist Karsten Köpke nun selbst als Pilzberater tätig. Wer Fragen rund um das Thema hat, erreicht ihn bei Facebook unter „Pilzberatung Westerkappeln“. „Was ich weiß, werde ich weitergeben“, versichert er. Wichtig dabei: „Ein Pilzberater ist nicht dazu da, um den Sammlern ihre Körbe durchzusortieren“, zeigt sich Köpke durchaus pädagogisch motiviert: „Man muss den Leuten die Kriterien für das eigenverantwortliche Erkennen vermitteln.“ Als nächsten Schritt erwägt der gelernte Kaufmann, eigene Führungen anzubieten. Dass dabei allerdings hin und wieder ein Hüggelzwerg, eine Räubertochter oder der Räuberhauptmann persönlich den Weg der Gruppe kreuzen könnte, kann selbst Karsten Köpke nicht ausschließen.

(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, 21. Juni 2016)