Des Schraubers Paradies läuft auf vier Rädern

Jana und Rika, die beiden Töchter von Uwe Laumeyer, haben den umgestalteten Bauwagen bereits getestet - als Schlafgelegenheit in einer Gewitternacht. Für den Tüftler, seine Frau Iris und Hofhund Luna steht die Jungfernfahrt aber noch an - vielleicht ein gemeinsamer Ausflug nach Nordhorn?
Jana und Rika, die beiden Töchter von Uwe Laumeyer, haben den umgestalteten Bauwagen bereits getestet – als Schlafgelegenheit in einer Gewitternacht. Für den Tüftler, seine Frau Iris und Hofhund Luna steht die Jungfernfahrt aber noch an – vielleicht ein gemeinsamer Ausflug nach Nordhorn? Fotos (2): Ulrike Havermeyer

Man ahnt es schon, wenn man in die Einfahrt einbiegt, die zum Hof der Familie Laumeyer in der Bauernschaft Westerbeck führt: Oben auf dem Straßenschild, das dem Besucher den Weg zu ihrem von alten Eichen umsäumten Grundstück weist, thront ein kleiner, grüner Modelltraktor. Eine Art Warnung? Frei nach dem Motto: Vorsicht – enthusiastischer Schrauber? Möglicherweise. Eines ist jedenfalls sicher: Wer sich auf den Lieblingsplatz von Uwe Laumeyer einlässt, der sollte sich vor rostigem Blech und öligen Fingern nicht fürchten.

„Alles kaputt!“ – Was will der Tüftler mehr?

Uwe Laumeyer hat seinen aktuellen Lieblingsplatz schon mal aus der Scheune manövriert und im lauen Schein der Septembersonne auf der Wiese geparkt. Gut sieht er aus – der leuchtend orangefarbene Bauwagen, den der Vater von zwei Töchtern zu einem gediegenen, rustikal angehauchten Wohnwagen umbaut: „Das war nicht immer so“, blickt der gelernte Gas- und Wasserinstallateur auf den desolaten Zustand zurück, in dem sich der Hänger befand, als er ihn im Frühjahr 2015 erworben hat. „Das Dach war undicht und der komplette Boden aufgeweicht“, beschreibt Laumeyer fröhlich die marode Erscheinung: Die Heizungsanlage, die kleine Kochecke, die Beleuchtung – „Alles kaputt“, blickt der 46-Jährige zufrieden auf die produktiven Monate des Renovierens zurück. Schweißen und Flechsen, Bohren und Schleifen – viele Stunden akribischer Arbeit liegen hinter dem leidenschaftlichen Handwerker.

Gut gerüstet ins Mekka der MBtrac-Freunde ?

Der Schrauber und seine Ackerlegende: Den überdimensionalen Stern hat Uwe Laumeyer, eigentlich nur aus Spaß, von seinem Bruder Frank geschenkt bekommen - und beschlossen: „Der bleibt dran!“
Der Schrauber und seine Ackerlegende: Den überdimensionalen Stern hat Uwe Laumeyer, eigentlich nur aus Spaß, von seinem Bruder Frank geschenkt bekommen – und beschlossen: „Der bleibt dran!“

Aber mal ehrlich: Hätte Uwe Laumeyer ihn nicht so klapprig und heruntergekommen erworben – der Zweiachser, Baujahr 1994, hätte keine Chance gehabt, zum Lieblingsplatz des versierten Tüftlers zu avancieren: zu wenig kreatives Potenzial. Doch das ist nun – sobald der Bauwagen demnächst auch noch grün angestrichen ist – nahezu ausgeschöpft. Was dann? „Dann kommt er in die Scheune zurück“, sagt sein Besitzer entschieden. Keine kleine Rundfahrt? Kein Familienausflug geplant? Uwe Laumeyer blickt seine Frau Iris erwartungsfreudig an. Eine Idee für eine gemeinsame Tour hätte er schon, aber da muss er wohl noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten… Iris Laumeyer seufzt und deutet vielsagend auf die stattliche Zugmaschine vor dem Bauwagen: „Mein Mann ist ein absoluter MBtrac Fan“, sagt sie – und da liegt denn auch der Hase im Pfeffer: „Alle zwei Jahre finden in Nordhorn die großen MBtrac und Unimog Feldtage statt“, erläutert sie weiter und lächelt etwas gequält: „Nächstes Jahr ist es wieder soweit – und ich soll mit.“

Zum Geburtstag ein neuer Lieblingsplatz

Über das Gesicht ihres Mannes hat sich beim Gedanken an die mehr als 300 Gleichgesinnten mit ihren Traktoren, auf die er dort im vergangenen Jahr als Besucher gestoßen ist, ein breites Lächeln gelegt. Denn im Herbst 2016 werden er und seine große, grüne Ackerlegende erstmals mit dabei sein – als Teilnehmer, versteht sich. „Und weil man nicht im Trecker übernachten kann“, fährt er fort, „kommt der Bauwagen mit.“ Seinen MBtrac 800, Baujahr 1985, hat er übrigens – wen wundert es – ebenfalls gebraucht gekauft und eigenhändig restauriert. „Diesen Traum“, sagt er und streicht behutsam über die grün lackierte Motorhaube des Edelschleppers, „habe ich mir zu meinem vierzigsten Geburtstag erfüllt.“ Noch so ein Lieblingsplatz also. Iris Laumeyer schmunzelt. In vier Jahren steht der nächste runde Geburtstag ihres Mannes an. „Uwe mag auch gerne Unimogs“, sagt sie und schüttelt amüsiert den Kopf. Als schwante ihr bereits ein weiterer Lieblingsplatz.

(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, 18. 09. 2015; Westfälische Nachrichten, 18. 09. 2015)