Der süße Geschmack des Sommers

Etwas Mühe kostet es schon, die Vorbereitungen für das fachgerechte Pflanzen des Baumes – wie hier das Einschlagen der Pfähle – zu treffen … Foto: Ulrike Havermeyer
Etwas Mühe kostet es schon, die Vorbereitungen für das fachgerechte Pflanzen des Baumes – wie hier das Einschlagen der Pfähle – zu treffen … Foto: Ulrike Havermeyer

Man könnte eigentlich mal … Man wollte doch schon immer … Na, dann aber mal los! Einen Apfelbaum zu pflanzen ist eine wunderbare Sache. Man braucht mit dieser Tat auch keine philosophische Grundsatzerklärung zu verbinden – es genügt, dass man den süßen Geschmack des Sommers auf der Zunge zu schätzen weiß. Wer bereit ist, ein wenig Zeit in Gummistiefeln und Gartenhandschuhen zu verbringen – der kann schon bald beachtliche Ernteerfolge einfahren: Freude an der Sache, Zufriedenheit – und in ein paar Jahren auch die ersten Früchte.

Ein Sahnestück der Kulturlandschaft

Es braucht ja nicht gleich eine ganze Streuobstwiese zu sein. Wem allerdings ein Projekt von derart beachtlichen Dimensionen im Kopf herum schwebt – sprich: wer den Platz, das Geld und die Zeit hat, in mehr als 15 Obstbäume zu investieren, der sei an erfahrene Fachleute wie zum Beispiel die vom BUND, Kreisgruppe Osnabrück, verwiesen. Der Verein unterstützt jährlich die Anlage einer extensiv genutzten Streuobstwiese: Ökologisch betrachtet sind solche Flächen sowohl als Lebensraum wie auch als Reservoir für die genetische Vielfalt ein ganz besonderes Sahnestück in der hiesigen Kulturlandschaft.

Zu allen Jahreszeiten eine Augenweide

Aber der einzelne Obstbaum an sich zählt eben auch. Einmal gepflanzt und angewachsen, regelmäßig gepflegt und geschnitten, begleitet uns der hölzerne Kollege gut und gern ein Menschenleben lang. Und versorgt uns dabei nicht nur mit Schatten und Windschutz, frischer Luft und gutem Mikroklima, bietet diversen Lebewesen Rückzugsmöglichkeit und Lebensraum und ist zu allen Jahreszeiten auch noch eine Augenweide – nein: er liefert seine vitaminreichen Früchte zudem frisch, regelmäßig und frei Haus. Ob Obstsalat, Most oder Kompott, Apfelkuchen, Mus oder Gelee – die Palette der Verwertungsmöglichkeiten ist breit gefächert und bietet jede Menge Entfaltungsspielraum für persönliche Leidenschaften.

Rund tausend alte Apfelsorten

Dass Apfel dabei nicht gleich Apfel ist, weiß der ein oder andere wohl aus eigener Erfahrung: Während man beim Naschen in alten Obstwiesen auf nussige, würzige, milde und säuerliche Vertreter von herbem bis aromatischem Charakter trifft, schmeckt die Hochglanzvariante aus den Supermarktregalen eher einheitlich. Etwas süß. Etwas frisch. Und ziemlich langweilig. „Nahezu sämtliche in den vergangenen 50 Jahren gezüchteten Apfelsorten gehen genetisch auf eine der drei Sorten Golden Delicious, Cox Orange oder Jonathan zurück“, erklärt der Bielefelder Pomologe Hans-Joachim Bannier, einer der führenden Obstbaumexperten in Deutschland. Eine erschreckende Eintönigkeit – erst recht, wenn man bedenkt, dass zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts noch an die tausend Apfelsorten in Deutschland bekannt waren. Von denen einige noch immer in den alten Beständen wachsen.

Die köstliche Vielfalt bewahren

Hans-Joachim Bannier plädiert daher dafür, dass sich die künftigen Apfelbaumpflanzer für eine der alten Hochstammsorten entscheiden. Zum einen, um die gleichermaßen kostbare wie köstliche Vielfalt zu bewahren – zum anderen, weil die meisten alten Obstsorten schlichtweg robuster und für den jeweiligen Standort besser geeignet sind als die eher anfälligen Neuzüchtungen von der Stange. Ob „Gravensteiner“ oder „Gelber Münsterländer“, ob „Biesterfelder Renette“, „Krügers Dickstiel“ oder „Schöner aus Nordhausen“ – welche der klangvollen Apfelsorten einmal im eigenen Garten wachsen soll, will gut überlegt sein. Wer unsicher ist, kann sich bei einer auf alte Obstsorten spezialisierten Baumschule beraten lassen, über die man die entsprechenden Exemplare dann auch beziehen kann – und deren Mitarbeiter wertvolle Tipps für das Pflanzen und die Pflege der Bäume geben können.

Wann ist die beste Pflanzzeit?

Ob Apfel-, Birnen-, Kirsch- oder Zwetschgenbaum: „Pflanzen, die im Topf angezogen wurden, können das ganze Jahr über in die Erde gebracht werden“, erklärt Gartenbauwissenschaftler Georg Fels aus Westerkappeln. „Die wurzelnackten Hochstammsorten lassen sich an feuchten Standorten noch bis in den April hinein pflanzen.“ Am besten aber sollte man damit nach Auskunft des Experten bis zum Herbst nach dem Laubfall warten. Also: In Sachen Hochstamm nichts überstürzen. Noch ein paar Monate Geduld und Bedenkzeit hätten für die angehenden Baumbesitzer zudem den Vorteil, dass sie bis zu ihrer endgültigen Pflanzentscheidung noch den einen oder anderen Apfeltag nutzen könnten, um ihren ganz persönlichen Favoriten zu erschmecken.