Frühlingserwachen im Osnabrücker Zoo

Raus aus der Schlafbox: Mischlingsbär Taps begrüßt die warme Jahreszeit mit einem befreienden Bad. Foto: Michael Gründel/Neue Osnabrücker Zeitung

Die Märzsonne blinzelt durch die Zweige. Die Krokusse und die Narzissen leuchten um die Wette: Jetzt aber nichts wie raus aus den Federn! Lange genug haben sich Mensch und Tier über den Winter eingekuschelt. Gedöst. Und vom Frühling nur geträumt…

Mischlingsbär Taps, offizieller Klimabotschafter und Publikumsliebling des Osnabrücker Zoos, war abgetaucht. Die Präriehunde genauso. Und auch die Landschildkröten haben dem Frost ihren Panzer zugekehrt: Kaum, dass zum Jahreswechsel hin die Tage kürzer geworden und die Temperaturen gesunken sind, haben viele Zoobewohner ihre ganz persönliche Auszeit eingeläutet und sich in die Winterpause verabschiedet. Und mal ehrlich – wer könnte das besser nachvollziehen als wir zweibeinigen Zoobesucher? Schließlich verkrümeln auch wir uns bei klirrender Kälte oder fiesem Nieselwetter viel lieber gemütlich in der warmen Stube und machen es uns auf dem Sofa bequem. „Taps verbringt in der kühlen Jahreshälfte deutlich mehr Zeit in seiner Schlafbox als sonst“, berichtet Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Mitarbeiter auf dem Schölerberg, „völlig inaktiv ist er jedoch nicht.“

Alles eine Frage der inneren Uhr

Ob Wintermüdigkeit oder Frühlingerwachen – alles eine Frage der inneren Uhr, erklärt Tobias Klumpe: Denn je länger und hellerer die Tage jetzt wieder werden, umso mehr UV-Licht bekommen Zwei- und Vierbeiner ab. Zudem steigen die Temperaturen an. Die Folge: Der Stoffwechsel als „Motor“ des Körpers kommt auf Touren. Die winterliche Phase des Sich-zu-Allem-Aufraffen-Müssens ist endlich vorüber: Mensch und Tier blühen auf. Der Alltag, der während der trüben Jahreszeit manchmal wie in Zeitlupe an uns vorüberzuziehen schien, nimmt im Schein der Märzsonne unverdrossen wieder fröhliche Fahrt auf.

Nachdem er den Winter im Innengehege verbracht hat, genießt dieser Schimpanse die warme Frühlingssonne, die über der Außenanlage im Osnabrücker Zoo scheint. Foto: Zoo Osnabrück

Gemeinsamkeiten

Sie kennen das belebende Gefühl, mit dem das Licht und die Wärme des Frühlings die Lebensgeister zum Tanzen bringen? Tobias Klumpe auch, gibt er schmunzelnd zu. „Uns Zoomitarbeitern geht es oft nicht anders als den Tieren“, bestätigt er. Gut, dass die Zooleitung bei so vielen chronologischen Gemeinsamkeiten die Dienstzeiten entsprechend angeglichen hat: Von März bis Oktober sind die Mitarbeiter von 7.30 bis 18.30 Uhr beschäftigt, von November bis Februar von 8 bis 17 Uhr.

Der Zoo als Abbild der Natur

Aber nicht alle inneren Uhren ticken gleich. „Elefanten, Nashörner und Giraffen zum Beispiel sind unter natürlichen Bedingungen nicht solchen extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt wie hier im Zoo“, erläutert der wissenschaftliche Mitarbeiter. „Sie richten sich in ihrer Aktivität vielmehr nach den Trocken- und Regenzeiten.“ Soll heißen: Während der Dürreperioden verdorren in der Savanne die Gräser und Büsche, weniger Nahrung steht zur Verfügung, der Stoffwechsel verlangsamt sich. „Weil der Zoo ein Abbild der Natur sein will“, sagt Klumpe, „passen wir die Futtermenge und die Rationen daher an die Außentemperaturen und den individuellen Bewegungsdrang der Tiere an.“

Endlich Schluss mit der Winterpause

Nasenbär Norbert erkundet die rund um ihn erwachende Natur. Foto: Zoo Osnabrück/HAZ

Jetzt im März ist also endgültig Schluss mit der Winterpause und der langersehnte Frühling lässt seinen Weckruf erklingen! Taps steckt seine Nase aus der Schlafbox heraus, die Schimpansen tummeln sich neuerlich in ihrer Außenanlage – und der Nachwuchs der Zoobewohner, der in diesen Wochen das Licht der Welt erblickt, erobert neugierig das Terrain. „Kaum scheint die Sonne und es wird wärmer, geht es hier so richtig los“, freut sich Tobias Klumpe. „Eigentlich merkt man beinahe allen Tierarten an, wie sie über den Winter einen regelrechten Energieüberschuss aufgestaut haben, der jetzt herausgelassen werden muss.“ Mit wilden Bocksprüngen, wie verrückt herum galoppierend, begrüßen viele von ihnen momentan die warme Jahreszeit.

Die reine Lebensfreude

„Gerade als Wissenschaftler sollte man Tiere nicht vermenschlichen“, sagt Tobias Klumpe und kann sich ein breites Lächeln nicht verkneifen, „aber wenn man ihnen jetzt im Frühling beim Herumtoben zusieht, dann kommt man nicht umhin zuzugeben, dass das, was sich da in den Gehegen abspielt, die reine Lebensfreude ist.“

(Erschienen in: HIER, das Magazin der Osnabrücker Stadtwerke, 01/2017)