Mit Nadel und Faden eine Gemeinschaft geknüpft

Wie ein roter Faden zieht sich die gemeinsame Leidenschaft für das Handarbeiten durch die Biografien von Hannelore Möllenkamp (von links), Herma Schenkbier, Elisabeth Thies, Helga Immig, Helga Griese-Siebelmann, Erika Stelke und Eva Wosnik. Foto: Ulrike Havermeyer

Alle paar Wochen, da juckt es ihnen in den Fingern. Und das jetzt schon seit 30 Jahren. So lange treffen sich die sechs Damen aus Halen und Büren , Westerkappeln-Zentrum, Westerbeck und Wersen bereits zu ihrem ganz privaten Stickkreis.

Das runde Jubiläum ihrer gemeinsamen Leidenschaft haben sie jetzt zusammen mit der Frau gefeiert, die das Ganze damals eingefädelt hat: Helga Griese-Siebelmann. Die Velperin hatte 1984 in der alten Westerkappelner Post den VHS-Kurs „Weißstickerei“ angeboten und damit bei ihren Schülerinnen eine Begeisterung entfacht, die bis heute ungebrochen ist.

„Anders als früher“, gibt Herma Schenkbier allerdings mit einem Schmunzeln zu bedenken, „wird nun vielleicht etwas weniger gehandarbeitet – aber dafür umso mehr erzählt.“ Schließlich habe man die Familienchroniken der Anderen über drei Jahrzehnte lang begleitet. Zustimmendes Nicken ihrer Stickschwestern.

Allerdings: Körbe voller filigran gestalteter Leinendecken, kunstvoll umhäkelter Tischsets und Spitzentaschentücher sowie liebevoll verzierte Serviettenhalter zeugen davon, dass Hannelore Möllenkamp, Herma Schenkbier, Elisabeth Thies, Helga Immig, Erika Stelke und Eva Wosnik noch immer beeindruckend kreativ zu Werke sind.

„Sticken trainiert die Feinmotorik“, erklärt die 80-jährige Eva Wosnik und holt einen aufwendig gemusterten Leinenläufer aus ihrem Nähkorb: „Man muss genau hinschauen und sehr sorgfältig arbeiten.“

Dass der eigene Nachwuchs mit „Richelieu“ und „Hardanger“ eher wenig anzufangen weiß, damit haben sich die sechs altgedienten Stickerinnen längst klaglos abgefunden. „Unsere Schränke sind zwar voll“, berichtet Hannelore Möllenkamp, „aber schließlich können wir hier in unserem Stickkreis ja auch noch etwas anderes machen: Socken stricken zum Beispiel.“ Und über ein wärmendes Paar Strümpfe von der eigenen Oma freut sich auch heute noch so manches Enkelkind.

(Erschienen in: Westfälische Nachrichten, 21.10.2014)