Pferd am See

Und am Ende der Wiese steht ein Pferd am See - und Apfelbaumblätter liegen auf dem Klee: Christina Hammann (links) und Dagmar Fiedler haben gemeinsam mit ihren Vierbeinern in Seeste einen Lieblingsplatz gefunden.
Und am Ende der Wiese steht ein Pferd am See: Christina Hammann (links) und Dagmar Fiedler haben gemeinsam mit ihren Vierbeinern in Seeste einen Lieblingsplatz gefunden. Foto: Ulrike Havermeyer

Und das Leben ist doch ein Ponyhof! Na gut: ein Warmblutstall. Und ja, zugegeben: Er befindet sich noch im Umbau. Am Rand der Gemeinde Westerkappeln, ganz tief in den grünen Weiten der Bauerschaft Seeste, haben Christina Hammann und Dagmar Fiedler ihr ganz persönliches Paradies gefunden. Ein uriges Gehöft mit Stallungen, Schuppen und Scheune. Das ganze Ensemble ist umgeben von saftigen Wiesen, einem alten Baumbestand – und mitten drin liegt: ein eigener See. Okay – exakt beschrieben ist das Gewässer vielleicht doch eher ein schnuckeliger, kleiner Teich. Aber genau so, wie es ist, sind sich die beiden Pferdenärrinnen einig, ist es perfekt: ein echter Lieblingsplatz.

Pferdefrauen durch und durch

„Entdeckt haben wir unseren Traum ganz unromantisch – im Internet“, berichtet Dagmar Fiedler. Die Pferdewirtschaftsmeisterin mit Schwerpunkt Zucht und Haltung, ist, genau wie ihre Kollegin, Bereiterin Christina Hammann, auf dem Hof von Ullrich Kasselmann im rund 25 Kilometer entfernten Hagen angestellt. Als Pferdefrauen durch und durch wissen die beiden natürlich, dass das Leben tatsächlich manchmal wie ein Ponyhof sein kann – dass aber selbst an so einem idyllischen Ort jede Menge handfeste Arbeit anfällt und erledigt werden muss. Zumal, wenn es neben den zweibeinigen auch noch allerlei vierbeinige Bewohner dort gibt.

Ein Sommer voller Freiheit für Frida

Als da wäre zum Beispiel die Mischlingshündin Marie, die ihr neues Zuhause argwöhnisch bewacht und jedem Besucher laut bellend entgegen springt. Ist Marie gerade anderweitig beschäftigt, übernehmen ihre Rudelkollegen Hannes und Gina den Job des Aufpassers. Während sich das muntere Trio frei auf dem Gelände tummelt, warten Polaris und Britannia, die beiden Zuchtstuten von Dagmar Fiedler, gemeinsam mit ihrem Nachwuchs noch im Stall auf die tägliche Portion Freiheit. Frida, die dreijährige Rappstute, rupft sich dagegen bereits durchs frühlingsfrische Gras. „Frida darf diesen Sommer noch einmal richtig genießen, bevor sie angeritten wird und der Ernst des Lebens für sie beginnt“, sagt Christina Hammann. Und auch die anderen Warmblüter sollen demnächst in die Offenstall-Haltung wechseln. „Weil unser jüngstes Fohlen aber erst vor ein paar Tagen geboren wurde“, erklärt Dagmar Fiedler und streicht Britannia beruhigend durch die Mähne, „dürfen sie zur Zeit noch nicht den ganzen Tag draußen bleiben.“

Die Seele baumeln lassen

Knapp ein Jahr ist es her, dass Dagmar Fiedler, die gebürtige Bayerin, und die aus Hessen stammende Christina Hammann auf die alte Hofstelle nach Seeste gezogen sind. Noch fehlt hier und da das eine oder andere Wasserrohr. Und die Grasnarbe über den frisch eingegrabenen Stromleitungen ist noch nicht überall nachgewachsen. Einige Zäune sind nur provisorisch errichtet und müssen demnächst nachgebessert werden. Aber wie es nun einmal im Paradies so zugeht – es gibt immer jemanden, der einem hilft. „Wir haben hier wirklich unheimliches Glück mit unseren Nachbarn“, betonen die beiden Pferdefrauen. Egal ob mit Rat oder mit Tat – die beiden Zugezogenen fühlen sich von den Alteingesessenen bestens unterstützt. Und wenn sie angesichts der anstehenden Arbeiten auch in den kommenden Wochen wohl kaum dazu kommen werden, ihre Füße hochzulegen – so können Dagmar Fiedler und Christina Hammann in ihrem verwunschenen Idyll doch bereits jetzt jederzeit ihre Seelen baumeln lassen.

(Erschienen in: Neue OsnabrückerZeitung, 13.05.2015; Westfälische Nachrichten, 13.05.2015)