Mit Pferdekraft wird eine Wiese zum Kartoffelacker

Hier werden zwar nicht Schwerter zu Pflugscharen aber immerhin eine Wiese zum Acker: Auf dem kirchlichen Grund bauen Schüler der Domschule in diesem Jahr ausnahmsweise Kartoffeln an. Zugunsten der Indienhilfe. Foto: Frank Wiebrock
Hier werden zwar nicht Schwerter zu Pflugscharen aber immerhin eine Wiese zum Acker: Auf dem kirchlichen Grund bauen Schüler der Domschule in diesem Jahr ausnahmsweise Kartoffeln an. Zugunsten der Indienhilfe. Foto: Frank Wiebrock

Osnabrück. „Kommt, kommt. Gerade.“ Mit leiser Stimme dirigiert Eckhard Krabbe Anton und Bavaria. Die Pferde des bärtigen Hasbergers legen sich gelassen ins Geschirr, ziehen den von Herbert Heckmann geführten Pflug gleichmäßig durch den Wiesenboden hinter dem Osnabrücker Priesterseminar. Hier werden zwar nicht Schwerter zu Pflugscharen, aber immerhin eine Wiese zum Acker: Auf dem kirchlichen Grund bauen Schüler der Domschule in diesem Jahr ausnahmsweise Kartoffeln an. Zugunsten der Indienhilfe.

Entspannt stehen Anton und Bavaria in der Sonne. Wieder eine Furche geschafft. Herbert Heckmann aus Lotte wischt sich hinter dem Pflug den Schweiß von der Stirn und greift zu den Mohrrüben. Ein erster Lohn der Mühe. Für die Zugtiere. Und auch Eckhard Krabbe in grüner Arbeitsjacke und mit grüner Amazone-Mütze lässt die Zügel hängen und verschnauft. Was auf den ersten Blick nach landwirtschaftlicher Idylle aussieht und die Domschüler und die Kinder aus dem Domkindergarten begeistert, hat wenig mit Romantik und viel mit harter Arbeit zu tun.

„Zwei oder drei Stunden wird es wohl dauern“

Bis in die Nachkriegsjahre waren die Pferde der eigentliche Motor vieler landwirtschaftlicher Betriebe, zogen nicht nur Wagen und Kutschen oder Baumstämme, sondern eben auch Pflüge, Eggen, Mähwerke, Heuwender und Vielfachgeräte. Dann kam der Traktor und verdrängte die Vierbeiner.

Nicht ohne Grund: „Ja, so zwei oder drei Stunden wird es wohl dauern, die rund 500 Quadratmeter umzupflügen“, erläutert Krabbe. Zum Vergleich: Ein moderner Traktor mit einem Sechsschar-Pflug müsste zweimal hin – und einmal herfahren, um den rund 10 Meter breiten und 50 Meter langen Bereich umzubrechen – eine Sache von Minuten.

Wurzelwerk bringt das Team gelegentlich aus dem Tritt

Und ein Traktor würde sich auch nicht an den kleinen Hindernissen stören, die nicht nur Anton und Bavaria sondern auch Krabbe und Heckmann gelegentlich aus dem Tritt bringen: Ein Teil des Ackers im Werden ist von Wurzeln der alten Obstbäume durchsetzt. Gibt das Wurzelwerk nicht nach, müssen die Pferde einen Schritt zurück und die Schar samt Streichblech über das Hindernis gehoben werden. Das gleiche gilt für die Sandsteine, die der Pflug gelegentlich an die Oberfläche holt.

Erfahrene Zugpferde

Bavaria und Anton ertragen das Hü und Hott mit der stoischen Ruhe der erfahrenen Zugpferde. Schließlich machen sie den Job schon seit Jahren. Genau wie Gerhard Krabbe, der über das Kutschfahren zu seinem Hobby gekommen ist. Und der nicht nur bei Schulprojekten pflügt, sondern auch an Wettkämpfen teilnimmt. Derzeit trainiert das vielbeinige Team für die Niedersächsischen Meisterschaften im Gespannpflügen im August.

20 oder 30 Zentner Speisekartoffeln

Vorher wartet aber auf dem frisch umbrochenen Acker hinter dem Priesterseminar noch einige Arbeit: Anfang kommender Woche wollen die Schüler die rund 100 Kilo Saatkartoffeln setzen und bauen auf die tierische Unterstützung. Daraus könnten dann bis zur Ernte 20 oder 30 Zentner Speisekartoffeln werden. „Wenn alles glatt geht“, schränkt Michael Wallusch ein, der als Lehrer das Kooperations-Projekt zwischen Schule und Domgemeinde betreut. Die werden dann auf dem Erntedankmarkt der Domschule zugunsten der Indienhilfe verkauft. Bis es soweit ist, müssen die Schüler der 7b auf dem Acker hinter dem Priesterseminar aber noch einige Male Unkraut jäten.

Erschienen am 15. April 2015 in der Neuen OZ.