Warum Nala das Tüpfelchen auf dem pädagogischen i ist

Im Stuhlkreis der Kita ist Hündin Nala eine feste Größe. Such das Leckerli heißt eines der Spiele, bei denen die Hündin reihum die Hände der Kinder beschnuppert – und hin und wieder auf eine leckere Überraschung stößt. Fotos (5): Ulrike Havermeyer

Für Andrea Imholte ist die Zusammenarbeit mit Nala das Tüpfelchen auf dem i ihrer beruflichen Laufbahn. Gemeinsam mit der Hündin absolviert die Leiterin der Kita Badbergen zurzeit eine Ausbildung zum Therapiebegleithunde-Team.

Der sanftmütigen Hündin mit den treuen Augen das Halsband umlegen und sie an der Leine bis in die Kita-Bücherei führen? Das fühlt sich für die vierjährige Lotta wohl ein bisschen an wie Weihnachten: ein magischer Moment. Die kleine Tierfreundin mit einem Lächeln im Gesicht, Nala neben ihr im entspannten Schlenderschritt, trotten Zwei- und Vierbeiner Seite an Seite den Flur entlang. Ein paar Meter dahinter folgt Andrea Imholte, betrachtet das drollige Gespann mit einem zufriedenen Schmunzeln und macht aus ihrer Begeisterung keinen Hehl: „Ich bin wirklich sehr stolz auf die beiden“, sagt sie.

Lieblingsspiel: Immer wenn Lotta den Memorykarten ein Wort richtig zuordnet, darf sie Nala ein Leckerli zustecken.

Ziemlich beste Freunde

Noch bis vor Kurzem habe Lotta kaum ein Wort gesprochen. „Sie war ein in sich gekehrtes Kind“, beschreibt die Erzieherin, „und ließ niemanden an sich herankommen.“ Aber seit Nala die Kleine zu ihrem wöchentlichen Fördertraining begleitet, hat sich die Situation geändert: Denn immer, wenn Lotta jetzt ein Objekt auf den ausgelegten Memory-Karten benennen kann, darf sie der Hündin ein Leckerli zustecken. „Eine Blume, ein Baum, eine Puppe!“ – Happs, happs, happs. So funktionieren Lieblingsspiele. Lotta kichert – und Nala fährt sich mit ihrer Schlabberzunge genüsslich über die Lefzen.

„Ein Hund wertet nicht“

„Eine Begenung mit Nala“, sagt Kita-Leiterin Andrea Imholte, „geht immer positiv aus.“ Das stärkt das Selbstbewusstsein.

Während vierbeinige Helfer in vielen Grundschulen oder bei der Betreuung von Demenzerkrankten mittlerweile zum Alltag gehören, dürfte Nala landkreisweit einer der ersten Begleithunde in Osnabrück sein, der im Vorschulbereich eingesetzt wird. „Hunde und Kinder – das passt einfach super zusammen“, ist Andrea Imholte jeden Tag aufs Neue fasziniert von der positiven Wirkung, die der Dalmatiner-Border-Collie-Mix auf ihre Schützlinge hat. Was ist es, außer ihrem gutmütigen Charakter und einem dem Menschen zugewandten Wesen, das Nala – nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei deren Eltern und im gesamten Erzieherteam – so beliebt macht? „Ein Hund wertet nicht“, benennt Andrea Imholte den vielleicht wichtigsten tierischen Vorzug, „eine Begegnung mit Nala geht immer positiv aus.“ So etwas stärkt zum einen das Selbstbewusstsein, fördert aber zugleich auch das Verantwortungsgefühl und einen disziplinierten Umgang – nicht nur mit dem Tier. „Wenn Nala dabei ist, wird es auch in größeren Gruppen ganz automatisch ruhiger.“

Kreisweit einer der ersten Kita-Therapiebegleithunde

Sie habe bereits verschiedene Einrichtungen geleitet, habe Krippen- und Integrationsgruppen mit planen und aufbauen geholfen, erzählt die 53-jährige Erzieherin, aber die Sache mit Nala – „Das ist wirklich noch einmal etwas ganz Besonderes für die Kinder, für das gesamte Team – und auch für mich“, erklärt sie. Außerdem dürfte sich für die Badberger Kita durch den Einsatz eines Therapiebegleithundes ein ungewöhnliches Alleinstellungsmerkmal ergeben. Allerdings: Nachahmungseffekte in der Region kämen Andrea Imholte durchaus recht: „Dann könnte man sich darüber austauschen, welche unterschiedlichen Aufgaben ein Therapiebegleithund speziell im Bereich Kindergarten übernehmen kann.“ Interessierte erreichen die Kita-Leiterin unter Telefon 05433/8800.

Absolut stressfest und gehorsam

Die Königin der Kita: Auch in größeren Gruppen behält Nala die Nerven – und die Kinder werden automatisch ruhiger.

Die Anregung, sie und ihre Hündin Nala zum Therapiebegleithunde-Team ausbilden zu lassen, berichtet Andrea Imholte, sei übrigens vom Träger der Kita, dem Evangelischen Kirchenkreis Bramsche, gekommen. Der übernehme auch die Finanzierung: Ein Jahr lang bereiten sich die Erzieherin und ihre vierbeinige Assistentin in verschiedenen Seminaren beim Institut für tiergestützte Förderung in Lingen auf ihre Prüfung im kommenden Herbst vor. Psychologische Aspekte der Mensch-Tier-Beziehung, Tierethik, gesetzliche Auflagen, Stress- und Sozialverhalten, Unterordnung – der Lehrplan ist beeindruckend stramm gepackt. „Das ist eine wirklich anspruchsvolle Ausbildung“, sagt Andrea Imholte, „denn natürlich muss gewährleistet sein, dass der angehende Therapiebegleithund absolut stressfest und gehorsam ist und der Mensch ihn zu hundert Prozent lesen kann.“

Ein Faible für Leckerlis aller Art

Sie wirft Nala einen amüsierten Blick zu und tätschelt ihr liebevoll das Fell. Nalas zierliche Hundeschnauze scheint sich zu einem zufriedenen Lächeln zu formen. Keine Frage – die beiden hier verstehen einander. Und für die Mädchen und Jungen der Badberger Einrichtung ist Nala, die schwarz-weiß gefleckte Hündin mit dem ausgeprägten Faible für Streicheleinheiten und Leckerlis aller Art, ohnehin längst zur unbestrittenen Königin der Kita avanciert.

Therapiebegleithund Nala genießt das Bad in der Menge.

(Erschienen in: Bersenbrücker Kreisblatt, 17.06.2017)