Blumenfreundin bringt Torten zum Erblühen

Sieht nicht nur originell aus, schmeckt auch köstlich: Elisabeth Jans-Westerlage nutzt essbare Blüten aus dem eigenen Garten, um ihren Torten den letzten Schliff zu geben. Fotos (3): Ulrike Havermeyer

Mit ihm wird es nie langweilig. Er sieht gut aus. Sein Duft ist betörend. Und ja, wer mag, der isst ihn einfach auf. Elisabeth Jans-Westerlage weiß die Qualitäten ihres Gartens nicht nur zu schätzen, sondern nutzt sie auch. Und das auf mancherlei Weise.

Pastellfarbene Rosenblüten träumen unter einem dichten Baldachin aus Kastanienlaub. Im Staudenbeet wogt ein Meer aus Akeleien, Ranunkeln, Phlox und Allium. Der Duft von Thymian und Zitronenmelisse liegt in der Luft. Die alte Hofstelle am Rande von Neuenkirchen bietet genau die richtige Kulisse, in der eine Pflanzenfreundin wie Elisabeth Jans-Westerlage stunden-, tage- oder wohl auch mit Freuden ein ganzes Leben lang herumkrautern kann. Säen, Ernten, Gestalten – das sind die Beschäftigungen, die ihre florale Kreativität immer wieder aufs Neue herausfordern, und deren Ergebnisse oft nicht nur die Urheberin der blumigen Vielfalt selbst beglücken, sondern auch Gleichgesinnte.

Mit Liebe zum Detail drapiert Elisabeth Jans-Westerlage die Blüten auf den Sahnetupfern.

Dekoration à la Nature

Sowohl die Familie als auch Freunde und Bekannte wissen einen solchermaßen geteilten Genuss zu schätzen. Denn kaum entfalten sich die ersten Blüten im grünen Refugium der Vorsitzenden des Landfrauenvereins Neuenkirchen, bereitet sie für ihre Lieben nicht nur köstliche, sondern vor allem opulent dekorierte Sahnetorten à la Nature zu: Statt Marzipanherzen oder Schokoblätter zieren zarte Blüten aus dem eigenen Blumenbeet ihre Backwerke. „Dass ich zu den Blüten gegriffen habe“, erzählt sie mit einem Schmunzeln, „das ist eigentlich aus der Not heraus entstanden.“ Als sie vor ein paar Jahren Gäste erwartet habe, der Rohbau der Torte zwar fertig, die Zutatenschublade aber ansonsten leer gewesen sei, habe sie in ihrem Garten nach einer rettenden Idee gesucht. Und was liegt näher für eine überzeugte Kräuterfee, als zur nächsten Blüte zu greifen? „Natürlich muss man wissen, welche Pflanzen zum Verzehr geeignet sind“, gibt die vierfache Mutter zu bedenken. Doch als leidenschaftliche Hobbygärtnerin verfügt sie über einen entsprechenden Fundus an Fachbüchern.

Weiß auf weiß? Geht gar nicht

Als Grundlage für ihr aktuelles Projekt dient eine Erdbeersahnetorte. „Ich mag es gerne, wenn die Dekoration farblich abgestimmt ist“, erklärt die Neuenkirchenerin. Soll heißen: Weiß geränderte Gänseblümchenblüten auf weißen Sahnetupfen? Ein No-Go! Wie so oft hilft auch dieses Mal ein unverbindlicher Spaziergang durchs heimische Biotop. „Dabei sind mir die pinkfarbenen Erdbeerblüten (Fragaria x ananassa) aufgefallen“, berichtet Jans-Westerlage. „Die passen nicht nur farblich toll, sondern auch thematisch.“ Auf jeden Sahnetupfen drapiert sie eine Blüte, daneben jeweils ein grünes Laubblättchen. Das Tüpfelchen auf dem I darf heute ruhig etwas üppiger ausfallen: Im Zentrum des festlich erblühten Sahnerondells legt sie eine rosafarbene Rosenblüte (Zéphirine drouhin) samt Grün.

Ein echter Hingucker: Erdbeersahnetorte mit frischen Rosen- und Erdbeerblüten.

Nahrung für neugierige Gaumen

Geschafft. Elisabeth Jans-Westerlage begutachtet mit kritischen Blicken ihr Werk, lächelt schließlich entspannt und nickt zufrieden. „Jetzt geht’s bis morgen ab mit der Torte in den Kühlschrank“, sagt sie. Denn zum Glück weisen, ganz wie der Garten selbst, auch viele seiner Blüten mehr als nur eine Qualität auf: Sie halten sich – in Wasser wie auch in Sahne – tagelang frisch, machen als originelle Dekoration ordentlich etwas her – und können von neugierigen Gaumen jederzeit bedenkenlos vernascht werden.

(Erschienen in: Bersenbrücker Kreisblatt, 22.05.2017)