Eine Quelle der Zuversicht

„Wenn ich male, dann geschieht das von Innen heraus“, sagt die Iburgerin Barbara Wölkes. Ihr Markenzeichen: intensive Farben in kraftvollen Kompositionen. Foto: Ulrike Havermeyer
„Wenn ich male, dann geschieht das von Innen heraus“, sagt die Iburgerin Barbara Wölkes. Ihr Markenzeichen: intensive Farben in kraftvollen Kompositionen. Foto: Ulrike Havermeyer

Wer sich schon als Kind gern mit Buntstiften und Zeichenblock in eine Ecke verkrümelt und seiner Phantasie freien Lauf gelassen hat, den hält diese Leidenschaft oft das ganze Leben lang gefangen. So ist es auch Barbara Wölfkes aus Bad Iburg ergangen.

Barbara Wölfkes mag es gerne großformatig. Farbig. Intensiv. Die Bilder der Bad Iburgerin wirken nicht nur optisch – wer sich den Arbeiten der 73-Jährigen nähert, der spürt die Wärme eines satt aufgetragenen Orange oder die kühle Distanz eines luftigen Blaus mit dem ganzen Körper. Es ist, als zöge der dynamische Strudel, die Kraft der Farben, die Wucht der Komposition den Betrachter mitten hinein in eine Welt hinter der Leinwand.

Gegen Krieg und Vertreibung

„Die meisten meiner Bilder sind von einem informellen Stil geprägt“, erklärt Barbara Wölfkes. Die in den 1950er Jahren in Paris als Protest gegen Krieg und Vertreibung entstandene Kunstrichtung habe sie während ihres Studiums an der Universität Osnabrück kennengelernt. „Von dieser Art zu malen habe ich mich gleich angesprochen gefühlt“, sagt die gebürtige Ungarin, „denn auch ich bin im Krieg geboren und als Kind mit meiner Familie vertrieben worden.“

Die Kunst als Spiegel?

Wie in ihren Bildern treffen auch in ihrer Biografie immer wieder die verschiedensten Kräfte – mal heiter und hell, mal bedrohlich und duster – oft mit kompromissloser Vehemenz aufeinander: Eine Kindheit in Ungarn, das Erlebnis von Krieg und dem Verlust der Heimat, das schwierige Fußfassen in einem Land, dessen Sprache sie zunächst nicht versteht. Barbara Wölfkes wiegt nachdenklich den Kopf: „Als ich mich als Erwachsene der Malerei zugewendet habe“, sagt sie, „habe ich zuerst nur dunkle Bilder gemalt.“ Ob da ein Zusammenhang besteht? Die Künstlerin lächelt und zuckt ratlos mit den Schultern: „Wenn ich male, dann geschieht das von Innen heraus, dann spinne ich Gedanken weiter, die mich gerade bewegen, eine konkrete Aussage steht dabei nicht im Vordergrund.“

Wunderbare Kraftquelle

Neben den Leinwänden, auf denen gedeckte Blau- und Brauntöne die Stimmung beherrschen, gibt es inzwischen aber auch reichlich lichte Ausblicke im Werk der Bad Iburgerin, schwerelose Improvisationen, in denen Barbara Wölfkes leuchtende Töne zu harmonisch schwingenden Sinfonien zusammenfügt. „Die Malerei ist eine wunderbare Kraftquelle, aus der man – besonders auch in schwierigen Lebensphasen, in denen man sich wie zerissen fühlt – Energie, Entspannung und Zuversicht schöpfen kann.“

Arbeit im Kreativstudio

Das in Bayern aufgewachsene Flüchtlingsmädchen gewann bereits als Schülerin ihren ersten landesweiten Malwettbewerb, absolvierte eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin, heiratete und ließ sich mit ihrer Familie in Bad Iburg nieder. In Osnabrück begann sie dann, als ihre beiden Töchter selbstständig geworden waren, ein Studium der Kunst- und Erziehungswissenschaften. Nach ihrem Abschluss als Magister hat die Kunstpädagogin 15 Jahre lang im Kreativstudio in Bad Rothenfelde gearbeitet und dort herzkranke Patienten dabei unterstützt, ihre Ängste mithilfe der Malerei zu überwinden.

Von Bielefeld bis Berlin

Die Bilder von Barbara Wölfkes werden nicht nur in regionalen Ausstellungen in Bielefeld, Versmold, Tecklenburg oder Nordhorn präsentiert, sondern auch in Berlin, München, Wien und in ihrer Heimat Ungarn. Einige ihrer Werke sind in einer Dauerausstellung im Hotel im Park in Bad Iburg zu sehen, eines schmückt den Sitzungssaal des Kreishauses in Rheda-Wiedenbrück. Neben ihrer kreativen Leidenschaft engagiert sich die Iburgerin in der Flüchtlingshilfe.

(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, 18.07.2016)